Strategien gegen Wohlfühlkrisen in der heutigen Welt

Strategien gegen Wohlfühlkrisen in der heutigen Welt

Viele Rentner beklagen sich über die gesellschaftlichen und politischen Zustände, die sie oft als ausgrenzend erleben. Dazu kommt die Überforderung in einer digitalen Welt, die das Gefühl der Entfremdung noch zuspitzt. Aber statt langweilig und depressiv rumzujammern, hilft nur eine konstruktivere, offenere und interessierte Lebenshaltung, die sich auf die eigenen Fähigkeiten  besinnt und sie für sinnvolle Ziele einsetzt.

QUEEN-Gitarrist Brian May (75) beklagte sich in einem Interview mit dem Rolling Stone-Magazin, dass er sich in der heutigen, verdrehten Welt „nicht mehr wohl“ fühle. Als Hauptgrund nannte er die britischen Boulevard-Medien, deren rechte Lügen-Propaganda den Briten erst den Brexit und dann auch noch Boris Johnson beschert hatte. Die daraus folgenden Depressionen bekämpft er – wenig überraschend – mit Musik als seine beste Therapie.

Immerhin tut er damit genau das, was die moderne Glücksforschung der Positiven Psychologie als entscheidendes Credo propagiert:

„Die Menschen sind dann am glücklichsten, wenn sie das tun, was sie am besten können.“[1]

Das versetzt sie in einen Erlebniszustand, den die Glücksforscher als „Flow“ bezeichnen: in diesem Zustand geht jemand vollständig in einem anspruchsvollen Tun auf, das ihm Freude macht und Sinn erzeugt; er setzt dabei seine größten Talente ein und entwickelt sie weiter.

Allerdings gibt es zu diesem Rückzug in die Pflege der jeweils höchsten Begabungen noch eine entscheidende Steigerung, nämlich dann, wenn damit ambitionierte Ziele erreicht werden. Das hieße im Fall von Brain May: Verknüpfung seiner musikalischen Leistungen mit einem höheren Sinn.

Das Paradebeispiel dafür ist immer noch das historische Rockkonzert LIVE AID vor 40 Jahren in London, bei dem QUEEN alle anderen Acts der internationalen Rock- und Pop-Elite in den Schatten stellte. Auch wenn diese einmaligen Dimensionen heute unvorstellbar sind, bleibt der Kerngedanke richtig: die Verknüpfung herausragender Performance mit dem Engagement für sinnvolle und sinnstiftende Projekte.

Das ist gerade im Alter wichtig, denn über solche Projekte können Verbindungen zu anderen, auch jüngeren Mitstreitern entwickelt werden; das verhindert Einsamkeit und vermittelt das Gefühl von Lebendigkeit. Und in dem Maße, wie es über solche Projekte gelingt, etwas zum Besseren zu bewegen, steigen Selbstbewusstsein, Widerstandsfähigkeit und Wohlbefinden.

Fazit: die beiden entscheidenden Fragen, die jeder ältere Mensch für sich beantworten sollte:

Was kann ich am besten?

Wie kann ich damit im Großen oder Kleinen dazu beitragen, etwas zum Guten zu wenden.

Die Antworten auf diese Fragen sind der Schlüssel zu mehr persönlichem Glück im Alter.

 

[1] Mihaly Csikzentmihalyi, Flow im Beruf, Klett-Cotta, 2014, S. 39

 

 

 

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