Sinnsuche verbindet junge und alte Generationen
Das Verhältnis zwischen der jungen und der älteren Generation war immer schon von Konflikten geprägt. Dabei geht es sowohl um persönliche Lebensstile als auch um gesellschaftliche Zustände und Zukunftsvisionen. Diese Konflikte sind für die Jüngeren unerlässlich, weil sie in der kritischen Auseinandersetzung mit dem Establishment und dem Eintreten für neue Ideen ihre Persönlichkeit entwickeln. In Wirklichkeit ähneln die Sinnsuche der Jüngeren sehr stark dem, was die Älteren nach Renteneintritt vor sich haben: Neuorientierung und neue Aufgaben. Dabei können sich beide Generationen gegenseitig unterstützen – zum Wohle und Glück aller Beteiligten.
Vorab ein Wort zur psychologischen Bedeutung von Sinn im Leben: Prof. Dr. Martin E.P. Seligman von der University of Pennsylvania, einer der Begründer der Positiven Psychologie, definiert in seinem Buch „FLOURISH“ fünf wesentliche Faktoren eines gelingenden Lebens, die zusammen das sogenannte PERMA-Prinzip ergeben:
– Positive Emotionen wie Lust, Entzücken, Begeisterung, Wärme
– Engagement: mit Nachdruck und Ausdauer die höchste Begabung aufwenden, um ein gestecktes Ziel zu erreichen
– Relationships im Sinne einer nachhaltigen Verbundenheit mit anderen Menschen
– Meaning, also Sinn im eigenen Tun finden und dabei einer Idee dienen, die größer als man selbst ist
– Accomplishment, womit die Erkenntnis gemeint ist, dass man durch Leistung etwas bewegen kann
Im Zentrum des PERMA-Prinzips steht der Sinn des Lebens („Meaning“ oder „Purpose“), der zu den vier anderen Faktoren in einem starken inneren Zusammenhang steht:
- Er setzt Engagement und Leistung („Accomplishment“) frei, um die sinnstiftende Idee zu realisieren.
- Das wiederum erzeugt positive Gefühle und beglückende Beziehungen zu denen, mit denen man sich im Sinne der Zielerreichung zusammenschließt.
Die Suche nach Sinn als zentrales Element eines glücklichen Lebens erfordert je nach Lebensphase immer wieder neue Justierungen:
YOUNG AGE: Hier geht es um die Beantwortung der Fragen:
- Wer bin ich?
- Welche Werte sind mir wichtig?
- Was kann ich am besten?
- Was will ich im Leben erreichen?
- Welches Weltbild will ich unterstützen?
Daraus ergeben sich wichtige persönliche und berufliche Entscheidungen.
MID AGE: Hier ergibt sich der Sinn des Lebens vor allem aus den Erfordernissen in Job und Familie. Da bleibt oft nicht sehr viel Raum für große Visionen oder Aktivitäten im Sinne einer besseren Welt.
OLD AGE: Mit dem Eintritt ins Rentenalter wird das Spektrum der Möglichkeiten für ein sinnvolles Leben wieder flexibler und erfordert wichtige Entscheidungen – ähnlich wie bei den YOUNG AGERS. Erneut geht es um ein möglichst perfektes Match zwischen den persönlichen Begabungen und Beiträgen zu einer besseren Welt, um alle Faktoren des PERMA-Prinzips für ein glückliches Leben zu aktivieren.
Deshalb ist naheliegend, wenn sich Young und Old Agers austauschen und sich bei der Sinnsuche gegenseitig inspirieren. Das starke Band, das dadurch entsteht, ist in sich wert- und sinnstiftend, weil davon die gesamte Gesellschaft profitiert – so die Ergebnisse internationalen Studie „The Future of Aging“ der HAVAS GROUP[1], ein weltweit agierendes Agenturnetzwerk für Marketing und Kommunikation:
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84 % aller Befragten[2] stimmen zu, dass die Gesellschaft davon profitiert, wenn das Band zwischen den Generationen stark ist. Bei den jüngeren „Millenials“ zwischen 18 und 34 Jahren bejahen 83 % dieses Statement, die älteren „Baby Boomer“ zwischen 55 und 75 Jahren sogar zu 90 %. Es gibt darüber also einen großen gemeinsamen Nenner zwischen den Generationen.
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81 % der „Millenials“ und 93 % der „Baby Boomers“ meinen, dass Ältere zu einem großen Teil zum Wohl der Gesellschaft beitragen; das wichtigste Vehikel: der Austausch zwischen den Generationen.
Fazit: Ältere sollten in einem aktiven Dialog mit den Jüngeren diskutieren, welche Welt sie ihnen hinterlassen sollten bzw. wollen. In einem zweiten Schritt geht es darum, sich bewusst zu machen, mit welchen persönlichen Fähigkeiten sie in ihrem Umfeld auf dieses bessere Weltbild einwirken können – gemeinsam, aber auch getrennt. Dadurch entsteht ein starkes Band zwischen den Generationen, das für beide eine WIN-WIN-Sitaution darstellt.
[1] HAVAS GROUP, Prosumer Report „The Future of Aging“. S. 9 (www.havas.com/prosumer-reports)
[2] 12.251 Befragte über 18 in 28 Ländern





