Leitidee: Ein glückliches Leben im Alter ist für jeden planbar und machbar

Leitidee: Ein glückliches Leben im Alter ist für jeden planbar und machbar

Einer der größten Einschnitte im Leben ist neben Heirat, Geburt der Kinder oder Scheidung der Eintritt in die Rente. Die einen empfinden sie als langersehntes Paradies, in dem sie für ein arbeitsreiches Leben nun endlich den Lohn ernten und ein Füllhorn neuer Möglichkeiten über sich ergießen können – vorausgesetzt, die finanziellen Mittel sind dann groß genug dafür. Tatsächlich aber ist ein glückliches Leben im Alter von ganz anderen Faktoren abhängig und für jeden planbar – unabhängig vom materiellen Status. Diese wahren Glücksstifter sind Gegenstand dieser Serie.

Vor einigen Jahren hat das rheingold-Institut für Markt- und Medienforschung den Renteneintritt als „Vertreibung ins Paradies“ interpretiert und beschrieb damit den Konflikt, dass die Rentner nun einerseits aufgesparte Lebenswünsche wie Hobbies, Reisen, Weiterbildung genießen können, sie andererseits aber den Verlust von festen Strukturen und Abläufen in ihrem Alltags als belastend empfinden.

Das spiegelt das traditionelle Bild von der Verrentung wider: es ist geprägt durch eine fest geregelte Ansparzeit vor der Rente und einer Zuweisungszeit mit flexibleren Möglichkeiten nach der Rente – wie beim Bausparvertrag. Die Rente ist demnach der entscheidende Wendepunkt, ab dem sich alles zum Besseren wenden soll.

Das stellt sich jedoch in der Regel als Trugschluss dar. Denn in Wirklichkeit hängt das Glück im Alter davon ab, wie sinnvoll das neue Leben als Rentner ist – so jedenfalls die Erkenntnisse der Glücksforschung der Positiven Psychologie.

Sinn im Leben bedeutet jedoch nicht – wie viele meinen – eine religiöse oder spirituelle Ausrichtung. Sie kann bestenfalls begleitend einen gewissen Werterahmen abstecken, aber der eigentliche Sinn ergibt sich aus individuellen Fähigkeiten, die spielerisch zu einem höheren Zweck eingesetzt werden. So wird ein Zustand optimaler Leistungsfähigkeit erreicht, um selbst gesteckte Ziele zu erreichen – das beschert dann den sogenannten „Flow“, das Erleben von tief empfundenem Glück.

Dabei geht es nicht um hochqualifizierte Fähigkeiten, sondern um das ganze Spektrum an emotionalen, handfesten und intellektuellen Kompetenzen. Dazu zwei Beispiel: wer gut mit Kindern und Jugendlichen kann und außerdem gut kocht oder näht, sollte sich bei Organisationen nützlich machen, die Jugendliche betreuen: hier können sie ihre handwerklichen Fähigkeiten weitergeben und gleichzeitig das Selbstbewusstsein der Jüngeren stärken – zum Nutzen für beide. Oder wer journalistisch erfahren und weiter ambitioniert ist, kann gemeinnützige Institutionen bei ihrer PR-Arbeit unterstützen. Das Spektrum solcher Möglichkeiten ist unendlich.

Die Suche und Findung von Sinn ist also klassenlos und setzt einen Kreislauf in Gang, der die wichtigsten Faktoren eines gelingenden Lebens aktiviert:

–             Sinn setzt Engagement und Leistung frei, um die sinnstiftende Idee zu realisieren. Im Ergebnis führt das zu Stolz und Zufriedenheit auf das Geleistete.

–             Das wiederum erzeugt positive Gefühle und beglückende Beziehungen zu Mitstreitern, mit denen man zur Erreichung der sinnstiftenden Ziele zusammenschließt.

Das ist eine große Chance für alle, auch für diejenigen, die ihr bisheriges Leben als mühsam und frustrierend empfunden haben. Eine schlechte Vergangenheit muss einen nicht daran hindern, sich selbst als Person neu zu erfahren und zu verändern, um in seiner Umgebung etwas Positives zu bewegen. Wenn man sich selbst und seine Fähigkeiten anerkennt und dafür auch von anderen respektiert wird, dann spielt die Vergangenheit kaum eine Rolle.[2]

Der Start in ein sinnvolleres Leben beginnt mit der Beantwortung der folgenden Fragen:

–             Welche Werte und Ideale sind mir wichtig?

–             Was kann ich am besten?

–             Wie kann ich diese Fähigkeit(en) so einsetzen, dass ich einen positiven Beitrag zur Realisierung meiner Werte und Ideale leiste?

–             Wo finde ich Mitstreiter für dieses Engagement?

Diese Serie „Glücklicher leben im Alter“ will dafür Beispiele und Inspirationen geben. Sie beziehen sich auf Forschungsergebnisse, aktuelle gesellschaftliche und politische Ereignisse sowie persönliche Erfahrungen der Autorin. Immer mit der Absicht, die Perspektive auf das Alter zu erhellen und aus depressiven Verstimmungen herauszuführen.

 

[1] Mihaly Czikszentmihalyi, FLOW – DER WEG ZUM GLÜCK, S. 52 f., Verlag Herder GmbH, 2012

[2] Dito, S. 116

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