Fitness-Training im Alter: mehr smarte Gelassenheit und weniger Druck

Fitness-Training im Alter: mehr smarte Gelassenheit und weniger Druck

Körperliche Fitness ist in unserer Leistungsgesellschaft zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor geworden. Physische Attraktivität ist ein Erfolgsfaktor für die Karriere und nach der Pensionierung ein optischer Beweis dafür, weiter mithalten zu können. Erste Alterserscheinungen erzeugen deshalb den Druck, sich mit körperlicher Ertüchtigung dagegen zu stemmen. Allerdings gibt es inzwischen einen stabilen Trend gegen obzessives Anti-Aging: den gelassenen, „smarten“ Umgang mit der Realität des Alterns.

Für jede Generation ist das Alter eine Herausforderung; das gilt ganz besonders für die sogenannten Baby Boomers der heute 55 – 75jährigen, die in ihren jungen Jahren eine neue Jugendkultur begründet haben, die sich später zu einem regelrechten Jugendwahn hochschaukelte und sich vor allem an körperlichen Attributen festmachte. Die Aerobic-Bewegung ist dafür ein bezeichnendes Beispiel: hier ging es nicht mehr nur um körperliche Ertüchtigung, sondern um Sex Appeal und Jugendlichkeit als Ergebnis schweißtreibender Übungen zu anfeuernden Beats.

Zwar ist der Zeitgeist inzwischen längst über diese Bewegung hinweggefegt, aber diejenigen, die sie begründet haben, sind immer noch stark von ihr geprägt. Heute, im fortgeschrittenen Alter, schlägt diese Prägung auf sie zurück und entsprechend groß ist die Angst vor dem äußeren Verfall: sinkende physische Attraktivität und Leistungsfähigkeit ist für 68 % der Baby Boomers einer der besorgniserregendsten Aspekte des Alterns – noch vor der Angst, für andere zur Belastung zu werden 62 %), dem Verlust der eigenen Unabhängigkeit (55 %)  oder finanziellen Problemen (42 %) – so die Ergebnisse einer internationalen Studie der HAVAS GROUP, ein weltweit agierendes Agenturnetzwerk für Marketing und Kommunikation:[1]

Zusätzlich zu diesem selbst auferlegten Druck, körperlich attraktiv zu bleiben, kommt das Gefühl, gegenüber der jüngeren Generation geradezu die Pflicht zu haben, ihnen mit dem eigenen Verfall nicht zur Last zu fallen.

Trotz dieser ausgeprägten Ängste gibt es aber im Umgang mit ihnen keine Panik – im Gegenteil: ein gelassenes und würdevolles Altern erweist sich für die Boomers als das neue smarte Ideal. Die Hoffnung auf ein erfülltes Alter wird dabei vor allem von der Erfahrung genährt, bislang bereits die meisten Probleme und Krisen im Leben bewältigt zu haben. Diese Smart Ager sind ambitioniert, aber nicht verbissen, sondern eher unaufgeregt und smart in der Auseinandersetzung mit anstehenden Herausforderungen. Das betrifft auch den Umgang mit der eigenen Fitness.

Auch dazu ein paar Fakten[2]:

-Nur für 34 % der Baby Boomers ist die Instandhaltung ihrer Schönheit ein vitales Bedürfnis (dagegen für 55 % aller Befragten über alle Altersgruppen).

-Nur noch 30 % von ihnen glauben, dass äußere Attraktivität für den sozialen und beruflichen Erfolg essentiell ist (46 % aller Befragten).

-Und nur für 24 % ist es schwer sich gut zu fühlen, wenn man keinen perfekten Körper hat (40 % aller Befragten).

Es scheint so zu sein, dass mit zunehmendem Alter die Bereitschaft sinkt, sich zum Sklaven des gesellschaftlichen Drucks auf die permanente körperliche Selbstoptimierung zu machen. Diesem Druck wird mit Selbstbewusstsein und Gelassenheit begegnet – je älter, umso mehr.

Das verändert das Fitness-Training der smarten Baby Boomers: es geht dabei um selbstbestimmte Ziele, mehr Spaß und Miteinander – weniger Druck und Verbissenheit. Ein weiterer wertstiftender Faktor: Training im Freien, um sich wieder stärker mit der Natur zu verbinden. Diese Verbindung zwischen Sport und Natur setzt besondere Glücksgefühle frei und fördert nicht nur die körperliche, sondern auch die mentale Gesundheit.

[1] HAVAS GROUP, Prosumer Report „The Future of Aging“. S. 9 (www.havas.com/prosumer-reports)

[2] HAVAS GROUP, Prosumer Report „The Beauty Issue“, S. 4 ff (www.havas.com/prosumer-reports)

 

 

 

 

 

Ähnliche Beiträge
Hinterlassen Sie eine Antwort