Einstellung zum Alter im Wandel: vom Desaster zur ganz normalen Lebensphase

Einstellung zum Alter im Wandel: vom Desaster zur ganz normalen Lebensphase

Altern wird von manchen als größtes Desaster ihres Lebens betrachtet – als kurze Phase des Niedergangs vor dem Tod. In Wirklichkeit ist das Alter (Old Age) längst zu einer genauso wichtigen und langanhaltenden Lebensphase geworden wie Kindheit / Jugend (Young Age) und das mittlere Erwachsenenalter (Mid Age). Altersbedingte Verluste werden durch positive Aspekte wieder wettgemacht und führen zu einer neuen Lebensqualität. Man muss sie nur wahrnehmen.

Die Schauspielerin Meryl Streep äußerte sich dazu wie folgt[1]:

„Eines Tages wachst Du auf und erkennst, dass Deine Jugend vorbei ist, aber damit sind auch Unsicherheit, Hast und Gefallsucht gegangen … Du lernst, langsamer zu laufen, aber mit größerer Bestimmtheit. Du verabschiedest Dich ohne Angst von denen, die gehen, und schätzt die wert, die bleiben. Altern heißt loslassen, es bedeutet annehmen und entdecken, dass nicht unsere Haut etwas über unsere Schönheit sagt, sondern die Geschichte, die wir in uns tragen.“

Diese Umdenken führt zu mehr Sinn, Selbstbewusstsein und Optimismus in der dritten Lebensphase. Gestützt werden diese neuen Perspektiven durch weitere Forschungsergebnisse der Positiven Psychologie; danach steigen Glück und Zufriedenheit kurz vor 60 deutlich an und halten dieses Level bis in die 80er Jahre. Ältere sind im Durchschnitt glücklicher als die Mid Ager, die sich oft zwischen Berufs- und Privatleben sowie die Sorge für heranwachsende Kinder und pflegebedürftige Eltern aufreiben.

Im Alter kann man sich dagegen auf die Dinge und Menschen konzentrieren, die einem wirklich etwas wert sind. Das steigende Bewusstsein für die eigene Endlichkeit fördert diese Fokussierung auf das persönlich Wichtige noch. Außerdem haben Ältere mehr Erfahrung im Umgang mit Stress und lassen sich nicht mehr so leicht durch Krisen aus der Fassung bringen.

All diese positiven Aspekte sind eine solide Basis für die eigentliche Herausforderung im Alter: neuen Sinn finden, nachdem Beruf und Kindererziehung wegfallen, also wichtige Bausteine, die dem Leben bis dahin Sinn und Struktur gaben. Dieser Verlust kann zu einer schweren Identitätskrise führen und professionelle Hilfe erfordern, auch für diejenigen, die bisher die größten Herausforderungen gemeistert haben.

Eine von ihnen ist Michelle Obama, die als Gast des „The Jay Shetty Podcast“[2] bekannte, sich in Therapie zu befinden. Grund dafür seien ihre Schwierigkeiten, sich als „Empty Nester“[3] zurechtzufinden. Ihre Therapie sei „eine Einstimmung auf die nächste Phase ihres Lebens“, zudem wolle sie alte Gewohnheiten und Schuldgefühle bewältigen und ablegen.

Mit ihrem starken Willen zur Neuorientierung gibt Michelle Obama ein Paradebeispiel dafür ab, wie man sich dem Alter erfolgreich stellt: mit dem Mut, sich auf Neues einzulassen, nachdem das Alte bewusst überwunden wurde.

Diese Phase der Neuorientierung und Sinnsuche verbindet die Älteren übrigens sehr stark mit den Jüngeren, die sich ebenfalls in einer Selbstfindungsphase befinden. Das stärkt das Band zwischen den Generationen, wenn sie sich bei dieser Suche gegenseitig unterstützen und inspirieren. Wie stark das persönliche Glück davon profitiert, ist Gegenstand des Beitrags „Sinnsuche verbindet junge und alte Generation“ (mehr…).

 

[1] www. greatergood.berkeley.edu/article/item/the_greater_good_guide_to_aging_well

[2] Führender Mental Health Podcast in den USA

[3] Das Empty-Nest-Syndrom (Leeres-Nest-Syndrom) beschreibt das Leeregefühl bei Eltern, wenn ihre Kinder aus dem gemeinsamen Familienzuhause ausziehen

 

 

 

 

 

 

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